Tanka-Kommentar (Böhle) - Einunddreißig - Das Forum für Tanka

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EIN KOMMENTAR ZU EINEM TANKA VON MARIE-LUISE SCHULZE-FRENKING
Tony Böhle

in der Nacht danach
unter der warmen Decke
an ihn denken
in seinem neuen Bett
unter der Erde

Stirbt ein Mensch, spricht man euphemistisch auch von Einschlafen oder Entschlafen dieser Person. Nicht nur, dass diese Begriffe weniger negativ behaftet sind, sie bergen in sich auch schon die Hoffnung der Auferstehung. Wer einschläft, steht danach frisch und erholt wieder auf. Das Bild des Einschlafens auf fast verstörende Weise zu Ende gedacht finden wir in obigem Tanka. Das lyrische Ich liegt in der Nacht nach der Beisetzung im Bett und denkt "unter der warmen Decke" an den Verstorbenen. Dieser liegt nun auch in einem Bett, nämlich "in seinem neuen Bett / unter der Erde". Dieser Gedanke wird am Ende ohne eine weitere Wertung im Raum stehen gelassen, so dass die Leser nicht erfahren, welche Gefühle dieser im lyrischen Ich auslöst. Ist es Berückung, die Hoffnung auf Auferstehung oder das Wissen, den Verstorbenen sicher und behütet in einem weichen Bett zu wissen?
Herausgeber:
Tony Böhle
Bernsdorfer Str. 76
09126 Chemnitz
Deutschland
Redaktion:
Tony Böhle
Valeria Barouch
Birgit Heid
Mail: einsendung@einunddreissig.net
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