EINE SERIE VON FREMDEN
Beate Conrad
"Ich möchte Sie abends in Ihrem der Straße zugewandten Zimmer fotografieren. Mit etwas Abstand zum Fenster auf der Straße wird meine Kamera aufgestellt sein. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, fotografiert zu werden, stellen Sie sich bitte in den Raum und schauen Sie 10 Minuten lang durch das Fenster in die Kamera... Ich werde n i c h t an Ihre Tür klopfen, um Sie zu treffen. Wir werden einander fremd bleiben."
Im Fensterrahmenhalbdunkel eine Gestaltein richtiger MenschGehirnzellen wechseln vonAnalyse zu Aufnahme
Der oben zitierte Text neben einer Serie von Bildern aus der Begleitbroschüre klingt fast wie ein unmoralisches Angebot für Rotlichtfotografie. Es handelt sich jedoch um einen Auszug aus anonymen Briefen von Shizuka Yokomizo an Erdgeschossbewohner in ganz England. Ich schreite durch die Galerie und betrachte die Fotografien, wo – ganz anders als bei der üblichen Portraitfotografie – Objekt und Betrachter auf größtmöglicher Distanz bleiben sollen. Die Ergebnisse zeigen verblüffend
wie eine Lückegraphisch sichtbar gemachtzwischen dir und mireine Gegenseitigkeitsich anonym ins Licht setzt
diese Beziehungunerbittlich im Blickdes Kameraaugesso stark die Bestätigungauch der eignen Existenz
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